Ehe und Scheidung – welche Entwicklung nehmen sie?

Ehe und Scheidung – welche Entwicklung nehmen sie?

Die Ehe

Wir leben in Zeiten, in denen es noch nie so leicht war, sich wieder scheiden zu lassen. Geschiedene sind heute – anders, also vor vielen Jahren – nicht mehr mit einem ‚Makel behaftet‘, werden nicht mehr von der restlichen Gesellschaft ‚schief angesehen‘. Immer mehr Frauen sind heute berufstätig, verdienen ihr eigenes Geld. Auch religiöse Verbote sind heute immer weniger bindend und keine Hindernisse mehr für eine Scheidung. Immer mehr Paare haben keine Kinder, wegen derer sie zusammenbleiben wollen.

Und dennoch: immer weniger Paare lassen sich scheiden. Heute bleiben Paare immer länger zusammen.

Wie passt das zusammen? Wie steht es nach den aktuellen Zahlen des Bundesamtes für Statistik um die Ehe?

Im Jahr 2014 wurden in Deutschland ‚lediglich‘ 166.200 Ehen geschieden und damit weniger als im Vorjahr und erheblich weniger als vor rund 10 Jahren. Das ergibt sich aus dem aktuellen Bericht des Statistischen Bundesamts in Wiesbaden.

Und wie sieht es in Hamburg aus?

Nach den Angaben des Bundesamtes wurden im Jahre 2014 insgesamt 3.265 Ehen in Hamburg geschieden. Das entspricht einem leichten Anstieg zum Vorjahr (3.199). Vor zehn Jahren waren es mit 4.892 Scheidungen noch deutlich mehr.

Wie lange waren die Eheleute im Schnitt verheiratet?

Durchschnittlich waren die Ehepaare bei der Scheidung 14 Jahre und acht Monate miteinander verheiratet. Vor 20 Jahren war das noch anders. Da hielten Ehen im Schnitt ‚nur‘ 12 Jahre.

Wie ist das Verhältnis von Eheschließungen und Scheidungen?

Derzeit werden rund 35 Prozent aller in einem Jahr geschlossenen Ehen im Laufe der nachfolgenden 25 Jahre geschieden. Auch insoweit ist ein Rückgang zu verzeichnen, denn vor zehn Jahren waren es noch rund 42 Prozent.

Fazit: Ist mit der Institution Ehe alles gut?

Nein, mitnichten! Immer weniger Paare entscheiden sich für eine Eheschließung. Im Jahre 1988 gab es mit 535.000 Paaren einen Höchststand an Eheschließungen. Im Jahre 2013 waren es nur noch 374.000 Paare.

Was ist die Ursache?

Nach Meinung von Soziologen, Psychologen und Demografen ist ein Faktor dafür, dass Ehen heute länger halten, der Umstand, dass sie später geschlossen werden. Nach Angaben des Staatsinstituts für Familienforschung an der Uni Bamberg dauert der „Partnerfindungsprozess“ heute sehr viel länger. Die Paare, die sich für eine Eheschließung entscheiden, sind heute älter und reifer und haben in der Regel mehrere Beziehungen hinter sich. Heute warten Paare mit dem Schritt der Eheschließung, bis sie sich „relativ sicher sind“.

Zudem ist heute das Leben in einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft gesellschaftlich akzeptiert. Bisweilen hat man sogar den Eindruck, dass man heutzutage fast eher begründen muss, warum man heiratet. Vielfach entsteht die Frage, ob man heiraten wolle, dann (erneut), wenn die Familienplanung ansteht, obgleich von den im Jahr 2014 geschiedenen Ehen nur die Hälfte gemeinsame Kinder unter 18 Jahren hatten.

Gibt also auch andere Gründe für eine Ehe?

Ja! Romantische Lebensträume und menschliche Sehnsüchte wollen befriedigt werden. So ist der Wunsch, mit einem Partner alt zu werden, oft ein Entscheidungskriterium für eine Ehe.

Wer leitet die Scheidung häufiger ein – die Frauen oder die Männer?

Die Frauen! Und je jünger die Partner sind, desto größer die Wahrscheinlichkeit einer Scheidung. Zudem gibt es mehr Scheidungen in Großstädten, als in ländlichen Gebieten. Und je höher die Bildung und das Einkommen einer Frau sind, desto eher traut sich diese zu, nach einer Trennung auf eigenen Beinen zu stehen.

Hemmnis Kinder?

Ja! Gemeinsame Kinder sind eine Haltekraft für Ehen und nicht selten ‚das Zünglein an der Waage‘.



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